Kategorien
Ein sehr guter Text Wissenschaftliche Arbeiten

Die Fragestellung deiner Bachelorarbeit finden

Ohne Fragestellung ist deine Bachelorarbeit keine wissenschaftliche Arbeit. Denn irgendetwas muss eine solche Arbeit herausfinden wollen. Doch wie findet man eine geeignete Fragestellung, die 30-60 Seiten einer Bachelorarbeit zu füllen vermag? In diesem Artikel fangen wir daher ganz vorne an, ehe wir anhand von Beispielen gute von schlechten Forschungsfragen unterscheiden.

1. Anhand des Thema eines Fragestellung erarbeiten

Nachdem du dein Thema gefunden hast (etwa: Sondervermögen, sozialer Wohnungsbau oder Utilitarismus), musst du zum Problemsucher werden. Dafür musst du deine Nase tief in bestehende Literatur zu deinem Thema graben, Podcasts hören oder Zeitungsartikel lesen. Irgendwo in diesem riesigen Kosmos an Informationen, der dich in dieser Zeit umgeben wird, werden Probleme auftauchen. Etwa die Diskussion um die fragliche Finanzierung eines Sondervermögens. Oder der Bericht eines Bürgermeisters über fehlende Bauflächen für Sozialwohnungen. In diesen Problemlagen liegt die Fragestellung deiner Bachelorarbeit verborgen.

Also musst du die gefundenen Probleme abklopfen: Gibt es darin kleinere Probleme, auf die ein Wissenschaftler Antworten finden könnte? Und wenn ja, könntest du dieser Wissenschaftler sein?

Wenn Bürgermeister Schwierigkeiten haben, geeignete Bauflächen zu finden, gibt es vielleicht Alternativen zum Neubau von Sozialwohnungen? Kannst du diese ermitteln? Wenn ja, wie? Durch Literaturrecherche? Mittels Experteninterviews? Hier genügt eine grobe Idee: Bachelorarbeiten dürfen daran scheitern, abschließende Antworten auf ihre Forschungsfrage zu finden. Aber sie müssen eine Fragestellung und eine Methode zu deren Beantwortung enthalten, die im Hauptteil angewandt wird.

Vielleicht kannst du also am Beispiel des erfolgreichen Sozialwohnungsbaus der Stadt Wien Alternativen ermitteln und deren Übertragbarkeit prüfen. Dass die Stadt Wien eine hohe Sozialwohnungsquote hat, hast du in einem Podcast gehört. Die Fragestellung deiner Bachelorarbeit könnte also lauten:

Lassen sich die Methoden des Wiener Sozialwohungsbaus auf deutsche Großstädte übertragen?

fiktives Beispiel

Eine genauere Anleitung, wie du von einem Thema über ein Problem zu einer Frage und zu einem roten Faden gelangst, findest du in diesem Artikel: Der perfekte Aufbau deiner Bachelorarbeit.

2. Trägt deine Fragestellung eine Bachelorarbeit?

Hast du eine Forschungsfrage entwickelt, musst du diese einer Überprüfung unterziehen. Denn nicht jede legitime Frage lässt sich auf 30-60 Seiten Bachelorarbeit beantworten. Manche sind schlicht zu klein, andere viel zu groß und breit. Ein Beispiel:

Warum sind Zebras gestreift?

fiktives Beispiel einer unterdimensionierten Fragestellung

Selbst wenn du lang und breit über die verwirrende Wirkung der Streifen auf Fressfeinde referierst, wird diese Fragestellung nicht mehr als 10 Seiten tragen.

Doch auch umgekehrt lauern Fallstricke:

Der Löwe als Motiv in Bühnenstücken von der Antike bis zur Gegenwart: Mehr als nur ein Raubtier?

fiktives Beispiel einer überdimensionierten Fragestellung

Diese Fragestellung würde jede Bachelorarbeit sprengen, weil sie gleich mehrere Probleme aufweist.

  1. Sie ist historisch überambitioniert. Ein Thema von der Antike bis zur Gegenwart ist in den meisten Fällen keine gute Idee. Das sind 2500 Jahre Menschheitsgeschichte.
  2. Ihr Gegenstand ist nicht klar definiert. „Bühnenstücke“ können alles mögliche sein: Dramen, Komödien, Poetry Slams etc. Wo sollte man da anfangen oder aufhören?
  3. Die Frage selbst ist zu vage. Ob der Löwe mehr als nur ein Raubtier ist, ist sicher interessant, aber eigentlich auch logisch: immerhin geht es um Kunst, da ist nichts einfach nur das, was es ist. Was genau soll also untersucht werden?

3. Schließt die Fragestellung deiner Bachelorarbeit eine Forschungslücke?

Okay, sind wir ehrlich: Niemand wird deine Bachelorarbeit lesen. Deshalb ist es auch nicht wirklich wichtig, ob sie eine Forschungslücke schließt oder nicht. Denn selbst wenn, ist es sehr unwahrscheinlich, dass du damit tatsächlich zum Fortgang der Wissenschaft beiträgst. Dennoch gilt: Eine bereits x-fach beantwortete Fragestellung solltest du in deiner Bachelorarbeit nicht beantworten.

Ein Beispiel für eine solche Frage wäre etwa:

Wie trägt CO2 zum Klimawandel bei?

fiktives Beispiel

Oder:

Welche strategischen Entscheidungen waren maßgeblich für das Scheitern des Russlandfeldzuges der Wehrmacht 1941/42 verantwortlich?

fiktives Beispiel

Das Problem dieser Forschungsfragen ist, dass du zu ihrer Beantwortung mehr oder weniger aus der Literatur abschreiben kannst. Es existiert jeweils ein breiter Konsens, der zigfach irgendwo niedergeschrieben und begründet wurde. Deine Eigenleistung wird durch so eine Fragestellung also bereits im Vorfeld minimiert. Und ohne Eigenleistung keine sehr gute Benotung.

Daher ist es besser, eine spezifischere Fragestellung innerhalb deines Themas bzw. deiner Problemlage zu identifizieren. Wenn es dir das CO2 und der Klimawandel angetan haben, kannst du dir ein kleineres Problem (oder eine Lösung) heraussuchen, das damit in Verbindung steht:

Wie lässt sich CO2 im Erdreich speichern und ist diese Technologie zukunftsfähig?

fiktives Beispiel

Sicher hat jemand auch hierzu schon Antworten veröffentlicht. Aber die Frage ist relativ neu und die Technologie befindet sich in Entwicklung. Die Chancen stehen gut, dass du durch das Zusammentragen von Informationen aus der Literatur und die Verknüpfung von der Frage nach dem Wie mit der Frage nach Zukunftsfähigkeit eine Eigenleistung erbringen kannst. Und nicht aufs simple Abschreiben zurückgeworfen wirst.

Es gilt also: Entspann dich. Deine Bachelorarbeit muss nicht die Wissenschaft revolutionieren. Aber es macht mehr Spaß, wenn die Forschungsfrage nicht x-mal durchgekaut wurde. Und es gibt tendenziell bessere Noten.

Sieh es so: Im Bachelorstudium sollst du das Handwerkszeug für eigenständige Forschung erlernen. Die Bachelorarbeit ist eine umfangreiche Übung dafür – nicht mehr und nicht weniger.

4. Abschließende Tipps

  • Da du für deine Bachelorarbeit in der Regel 6 Credit Points erhältst und jeder Credit Point 25 bis 30 Stunden Arbeitsaufwand entspricht, wirst du mit deiner Bachelorarbeit bis zu 180 Stunden beschäftigt sein. Das sind fast fünf volle Arbeitswochen. Du brauchst also Sitzfleisch und einen langen Atem. Deshalb gilt unbedingt: Entwickle die Fragestellung deiner Bachelorarbeit möglichst eigenhändig und unabhängig, damit sie deinen Interessen entspricht. Lass dir also nicht von Professor, Betreuer, Mama oder deinem Freund reinreden, was du nicht allles tolles erforschen könntest. Wenn die Fragestellung von dir selbst kommt, wirst du zwar ab und zu trotzdem verzweifeln. Aber du wirst dir auch immer wieder denken: Okay, aber ich will das eben wirklich wissen!
  • Turne mit Netz und doppeltem Boden. Es kommt vor, dass sich die Fragestellung im Laufe der ersten Kapitel noch einmal verändert bzw. du sie gerne noch anpassen würdest. Deshalb sollte, wenn möglich (abhängig vom Betreuer), der Titel deiner Bachelorarbeit nicht mit deiner Fragestellung identisch sein. Denn der Titel ist, einmal angemeldet, unveränderlich. Wenn du also der Frage nachgehen willst, wie sich CO2 im Erdreich speichern lässt und ob diese Technologie zukunftsfähig ist, dann nenne deine Bachelorarbeit: Erdreichgebundene Speicherung von CO2 als Klimabekämpfungsmaßnahme heute und in Zukunft. So bleibt dir ein gewisser Raum für Anpassungen erhalten.

Hast du einen Text geschrieben, der von einem wissenschaftlichen Lektorat profitieren könnte? Schicke ihn jetzt an kontakt@lektorat-bauer.de und erhalte ein kurzes Probelektorat samt unverbindlichem Angebot.
Deine Daten werden vertraulich behandelt.

Kategorien
Ein sehr guter Text Wissenschaftliche Arbeiten

Direktes Zitieren: Eine hohe Kunst

„Ein direktes Zitat sollte nie ohne Ein- oder Ausleitung stehen.“ (Bauer, 2022, S. 1) Außerdem ist es wichtig, auf korrekte Zeichensetzung zu achten.

Kommt dir diese Vorgehensweise bekannt vor? Ganze Sätze direkt zitieren und dann weitermachen, als sei nichts gewesen? Dann hilft dir dieser Artikel sicher. Denn es gibt einige Fallstricke beim direkten Zitieren.

1. Auswahl, Timing & Integration sind entscheidend

Die drei wichtigsten Fallstricke lauten: zu oft, die falschen Sätze und ohne Verbindung zum sonstigen Text.

Um diese Fehler in Zukunft zu vermeiden, müssen wir uns zuerst über den Zweck eines direkten Zitats im Klaren sein. Es gibt zwei Gründe für direktes Zitieren.

  1. Wir wollen eine Aussage als Zitat kenntlich machen (so stumpf, so wahr).
  2. Wir wollen nachweisen, dass Autor X tatsächlich Y gesagt hat, und zwar mit den Worten A B C, nicht mit M N O.

Im zweiten Fall ist die Sache klar: Will ich belegen, dass Götz von Berlichingen tatsächlich „Arsch“ gesagt hat und nicht „Allerwertester“, bleibt mir nichts anderes übrig, als genau diese Stelle direkt zu zitieren. Das ist sozusagen ein direkter Quellennachweis. Die Aussage, der Himmel sei blau, kann ich nur beweisen, indem ich den Himmel zeige. Genau diese Funktion hat ein solches direktes Zitat.

Im ersten Fall ist es etwas komplizierter. Denn eine Aussage kann ich auch indirekt zitieren, also nicht:

„Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsche lecken!“ (Goethe, 1773, S. 146)

Sondern in eigenen Worten:

Der Götz meint daraufhin, er könne ihm den Allerwertesten küssen (vgl. Goethe, 1773, S. 146).

In beiden Fällen verdeutlichen die Quellenangabe und der Kontext, dass es sich um eine fremde Aussage handelt. Warum also nicht immer direkt zitieren? Oder nie?

2. Ein direktes Zitat verursacht Kosten

Prinzipiell gilt: Ein indirektes Zitat verursacht weniger Kosten als ein direktes Zitat. Es fügt sich problemlos in den übrigen Satzbau ein, bewirkt keinerlei Irritationen für den Leser und muss auch nicht weiter erläutert werden. Vergleiche folgende Varianten:

a) Der Klimawandel bedroht die Erde. Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen sind sich darüber einig (vgl. Kimmel, 1999, S. 112). Vor allem das Abschmelzen des Permafrostbodens gilt als große Gefahr (vgl. Meiser, 2005, S. 12; Hemmel, 2008).

(fiktives Beispiel)

Und direkt zitiert:

b) Der Klimawandel bedroht die Erde. „Das ist in allerlei Disziplinen, von der Geologie, über die Historik, bis hin zu den Sozialwissenschaften allgemeiner Konsens“, so Kimmel (1999, S. 112). Außerdem ist laut Meister „ein Verlust des Permafrostbodens eine gewaltige Bedrohung für Flora und Fauna“ (2005, S. 12).

(fiktives Beispiel)

Die Variante mit indirekten Zitaten ist deutlich angenehmer zu lesen und bringt die Sache auf den Punkt. Die direkten Zitate hingegen verwässern, verkomplizieren und ermüden die Leserin.

3. Direktes Zitieren muss sich lohnen

Ein direktes Zitat verursacht also Kosten. Umgekehrt bedeutet das: Um seine Anwendung zu rechtfertigen, muss deine wissenschaftliche Arbeit oder der es enthaltende Absatz davon profitieren. Folgende Kriterien können dafür herangezogen werden:

Das Zitat ist…

  • …eine prägnante Formulierung, die sich kaum kürzen oder umformulieren lässt.
  • …eine Formulierung, deren Bedeutung für deine wissenschaftliche Arbeit in ihrer genauen Wortwahl liegt – das führt uns zurück zum eingangs genannten Grund 2.

Behandelt deine Bachelorarbeit also den Gebrauch von Vulgärsprache in der Weimarer Klassik, solltest du den Götz direkt zitieren: weil du einerseits nachweisen musst, dass er das so und so gesagt hat, und weil du andererseits natürlich das vulgäre Wort nicht ersetzen solltest.

Ein Beispiel für eine prägnante Formulierung wäre hingegen:

Hobbes spricht dahingehend von einem „Krieg aller gegen alle“ (1642).

Wie sollte man das umformulieren? Es ist perfekt. Was perfekt ist, darf direkt zitiert werden. Muss sogar, weil wir uns nicht anderes ausdenken können, um dasselbe zu sagen. Und weil nun diese Umformulierung den Text verkomplizieren, verwässern und für den Leser ermüdend machen würde.

Natürlich stößt man auch hier an Grenzen. Unentwegt perfekte direkte Zitate aneinanderzureihen, ist ebenso ermüdend. Versetze dich in die Lage deiner Leserin: Kann sie die Zitate noch aufnehmen? Oder solltest du ihr ein paar Zeilen Pause gönnen?

4. Direkte Zitate immer ein- oder ausleiten

Nun haben wir zwei der drei häufigsten Fehler im Umgang mit direkten Zitaten geklärt: zu oft und die falschen Sätze. Bleibt der dritte: die fehlende Verbindung zum sonstigen Text. Ein Beispiel:

Der homo erectus lebte vor 120.000 Jahren in Südeuropa. „Die Gattung homo schlug die Augen als Affe zu und in Gestalt des homo erectus als Mensch wieder auf“ (Breeg, 1998, S. 34). Außerdem ernährte er sich bereits von gejagtem Großwild.

(fiktives Beispiel)

Das Beispiel zeigt einen beliebten Fehler: Das direkte Zitat wird behandelt, als hätte man es selbst gerade geschrieben – was natürlich nicht der Fall ist. Der Erzähler spricht in einer Stimme. Lässt dudie Quellenangabe weg und liest den Abschnitt deiner Mutter vor, kann sie nicht erkennen, dass darin ein direktes Zitat enthalten ist. Das darf nicht sein. Korrekt wäre:

Der homo erectus lebte vor 120.000 Jahren in Südeuropa. Breeg verdeutlicht die Bedeutung dieser Art: „Die Gattung homo schlug die Augen als Affe zu und in Gestalt des homo erectus als Mensch wieder auf“ (1998, S. 34). Er ernährte sich bereits von gejagtem Großwild.

(fiktives Beispiel)

Hier wird das Zitat eingeleitet, ein Bezug zum übrigen Text hergestellt und mit der falschen Einheitsstimme gebrochen. Mama versteht jetzt, dass es sich um ein Zitat handelt, ohne aufs Blatt zu sehen. Und der Text reiht nicht mehr bloße Fakten aneinander, mal zitiert, mal auf eigenen Mist gewachsen. Denn genau das gilt es zu vermeiden: Aneinanderreihungen.

Wenn du Zitate aber nicht aus- oder einleitest, entstehen zwangsläufig Aneinanderreihungen. Nichts ist langweiliger zu lesen (und zu schreiben). Nichts enthält weniger geistige Leistung. Ein Affe könnte derlei Fakten aneinanderreihen. Sei kein Affe. Sei ein Mensch. Ordne ein. Verknüpfe. Stelle Zusammenhänge her. Lege Widersprüche offen. Wie? In dem du zunächst einmal damit beginnst, direkte Zitate ein- oder auszuleiten.

Es gibt eine Ausnahme für den eben angebrachten Mama-Test: Wenn du das Zitat kürzt, darfst du auch Sätze formulieren, die man nicht allein durchs Hören als zumindest teilweise zitiert erkennt. Diese Art direktes Zitat sieht etwa so aus:

Der homo erectus war in erster Linie ein Fleischfresser, wozu ihn seine „außerordentliche Ausdauer bei der Großwildjagd befähigte“ (Timon 2004, S. 55) und die die Vorteile des aufrechten Gangs unterstreicht.

fiktives Beispiel

Bevor wir das Thema mit den Formalia schließen, zeigt die folgende Grafik noch einige der hier geschilderten Punkte in zusammengefasster Form.

Direktes Zitieren Beispiele

5. Formalitäten beim direkten Zitieren

Außen vor gelassen wurden in dieser Anleitung bislang die formalen Bestimmungen. Diese weichen ohnehin voneinander ab und sollten dir im Laufe deines Studiums hinreichend erklärt werden. Andernfalls stehen sie in deiner Prüfungsordnung. Was man dir nicht erklärt, ist, dass es sich bei wissenschaftlichen Arbeiten ebenfalls um Prosa handelt (bis auf wenige Ausnahmen). Und Prosa darf nicht zu oft fremde Gedanken 1:1 wiedergeben. Erst recht keine schlecht formulierten. Und sie darf sie nicht aneinanderreihen. Das unterscheidet eine gute wissenschaftliche Arbeit von einer schlechten. Und bereitet erst den Boden, um anhand eines gelungenen Aufbaus wirklich neue Erkenntnisse zu generieren.

Zwei formale Sachen soll jedoch noch Erwähnung finden. Erstens: Direkte Zitate, die länger als drei Zeilen sind, müssen anders formatiert werden. Unabhängig von deinen genauen Vorgaben, sei es nun die deutsche Zitierweise in Fußnoten, APA-Style oder Chicago. Meist werden sie einen Zentimeter eingerückt, stehen in einem neuen Absatz und mitunter wird der Zeilenabstand (1,0) ebenso verringert wie die Schriftgröße (10 Pt.).

Zweitens: Das Ding mit dem Punkt. Lange, eingerückte direkte Zitate stehen vollständig mit Satzzeichen, danach folgt die Quellenangabe. Also etwa so:

Formalia tun manchmal weh, wie folgendes Zitat veranschaulicht:

„Alles schmerzte. Die Fingerkuppen vom Tippen, die Zunge vom Befeuchten derselbigen, und erst recht die schwer beringten Augen. Sie hatte Recht, das stand gar nicht zur Debatte, aber sie musste den Nachweis erbringen und das hieß: Schmerzen um der Form willen.“

(Bauer 2022, o. S.)

Innerhalb des Fließtextes, bei kürzeren Zitaten, steht der Punkt jedoch nicht im Zitat, sondern hinter der Quellenangabe:

Vor meinen Augen bloß noch: „Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Mondgesicht“ (o. V., 1905, S. 23).

(fiktives Beispiel)

Ist dir das beim allerersten Zitat ganz zu Beginn des Artikels bereits aufgefallen? Nein? Dann achte von nun an bei deinen eigenen Arbeiten darauf.

Jetzt weißt du alles über die hohe Kunst des direkten Zitierens in wissenschaftlichen Arbeiten. Fragst du dich, ob deine Abschlussarbeit von einem wissenschaftlichen Lektorat profitieren könnte, obwohl du die richtige Zitierweise jetzt bestens beherrschst? Dann schreib mir und erhalte ein kostenloses Probelektorat.

Kategorien
Ein sehr guter Text Wissenschaftliche Arbeiten

Der perfekte Aufbau deiner Bachelorarbeit

Eine Bachelorarbeit steht und fällt mit ihrem Aufbau. Aber wie entwickelt man aus einem Thema eine Struktur, die 40, 60 oder 80 Seiten Abschlussarbeit tragen kann? Und wie entsteht der sagenumwobene rote Faden? Diese Anleitung soll dir diese Fragen beantworten.

1. Das Thema:

Am Anfang deiner Bachelorarbeit steht das Thema. Das Thema ist noch keine ausformulierte Forschungsfrage und umfasst auch nicht die zugrundeliegende Problemlage. Vielmehr ist es eine grobe Eingrenzung des Bereichs, der dich in deiner Abschlussarbeit beschäftigen wird. Als BWL-Student kannst du bpsw. das Thema Mitarbeiterführung wählen, idealerweise, weil dich das immer schon interessiert hat. Als Philosophie-Student entscheidest du dich vielleicht für Tierethik und die Frage, ob man Tiere essen sollte. Dein Freund ist nämlich gerade Veganerin geworden und hält sich nun für moralisch überlegen. Das ist jeweils der grobe erste Schritt.

Anschließend solltest du damit beginnen, dich in das Thema einzulesen: Du leihst in der Bibliothek ein paar Klassiker aus oder suchst im Internet nach entsprechenden Quellen. Das sind meist Bücher, die bereits in der 12. Auflage erschienen sind und/oder schon in deinen Vorlesungen erwähnt wurden. Also etwa ein Sammelband aus dem Reclam-Verlag zum Thema Tierethik (gelb, kleine Schrift, guter Überblick) oder das Handbuch Mitarbeiterführung des Springer-Verlags. Anhand dieser eingehenderen Beschäftigung mit dem gewählten Thema sollte es dir gelingen, das Thema weiter einzugrenzen. Vielleich interessiert dich insbesondere die Mitarbeiterführung unter dem Aspekt der Diversity. Oder Peter Singer hat es dir angetan, weil wegen ihm sogar du ins Grübeln kommst, ob das Fleisch auf deinem Teller moralisch vertretbar ist.

Jetzt weißt du also, dass du über Peter Singers Tierethik schreiben möchtest. Oder über Diversity in KMUs in Bezug auf Mitarbeiterführung. Das ist das Thema deiner Bachelorarbeit. Aber das ist noch keine Frage – geschweige denn eine Problematik. Und damit noch kein Aufbau.

2. Die Problemlage

In den Einleitungen von Bachelorarbeiten lese ich sehr oft Sätze dieser Art:

Ich möchte über den Aspekt der Diversity in KMUs schreiben, da mich die Frage nach dem Umgang von Führungskräften mit Diversity sehr interessiert.

fiktives Beispiel

Ich lösche diese Sätze dann immer. Weshalb?

Eine Bachelorarbeit ist eine wissenschaftliche Arbeit. Die beiden wichtigsten Merkmale einer wissenschaftlichen Arbeit sind ihre Objektivität und ihr Erkenntnisinteresse. Wer aber einen Satz wie den obigen in seine Einleitung schreibt, verkündet schamlos: Ich will weder etwas herausfinden, noch ist mir klar, wieso meine Arbeit für irgendwen von Relevanz sein wird. Aber es interessiert mich halt.

Sei nicht so egoistisch. Sei eine Wissenschaftlerin.

Der Weg dorthin führt über die Problemlage. Warum ist das von dir gewählte Thema für die Menschheit relevant? Lässt sich damit ein Problem lösen? Licht ins Dunkel bringen? Eine dringende Frage beantworten?

Im gewählten Beispiel könnte das wie folgt aussehen (sehr kurz gefasst):

Diversity wird in einer globalisierten Welt ein immer wichtigerer Faktor für Unternehmen und damit auch für deren Führungskräfte. Insbesondere KMUs stehen vor der Herausforderung, die durch eine diverse Belegschaft vorhandenen Potentiale zu bündeln und als Ressource zu erschließen. Deshalb behandelt die vorliegende Arbeit die Mitarbeiterführung in KMUs unter dem Aspekt der Diversity.

fiktives Beispiel

Zwei Sätze Problemlage (erster Satz: Diversity ist wichtig! – zweiter Satz: vor allem in KMUs!), ein Satz Thema. Und nicht ein einziges Mal taucht das böse Wörtchen „Ich“ auf. Durch die Erläuterung der Problemlage wird deine Themenwahl motiviert. Denn die Problemlage stellt ein Bedürfnis dar: KMUs sollten den Aspekt der Diversity berücksichtigen. Wie machen sie das am besten? Vielleicht sollte man eine Bachelorarbeit darüber schreiben.

Mit der Problemlage verkaufst du also der Welt dein Thema. Du zeigst ein Bedürfnis auf und lieferst die Lösung (deine Bachelorarbeit). Der persönlich motivierte Satz zuvor hat hingegen kein Bedürnifs aufgezeigt und deshalb auch keine Lösung – höchstens privater Natur.

Die hohe Kunst ist es nun, das Thema verschwinden zu lassen. Also den Satz, der das Thema nennt. Denn eigentlich behandelt deine Bachelorarbeit ja eine Forschungsfrage. Wir erinnern uns: Das Thema bezeichnet nur das grobe Feld deiner Untersuchung.

3. Die Forschungsfrage deiner Bachelorarbeit

Die Forschungsfrage ergibt sich aus der Themenwahl, der weiteren Eingrenzung und der dabei aufgedeckten Problemlage. Sie muss in der Einleitung gestellt, im Hauptteil untersucht und im Fazit beantwortet werden. Ohne explizite Forschungsfrage verfügen deshalb die allermeisten Abschlussarbeiten auch nicht über einen gelungenen Aufbau. Umgekehrt ergibt sich aus einer klaren Forschungsfrage fast automatisch ein roter Faden.

Forschungsfragen können eher breit gefasst sein („Wie sollten KMU den Aspekt der Diversity in ihre Mitarbeiterführung integrieren?“) oder sehr spezifisch werden („Überzeugt Peter Singers Argument für Menschenrechte für Menschenaffen?“). Je breiter gefasst die Forschungsfrage deiner Bachelorarbeit ist, desto mehr geschriebene Seiten wird sie in der Regel auch produzieren. Was positiv klingt, kann aber auch ein Fallstrick werden. Denn der rote Faden geht mit einer sehr breiten Forschungsfrage leichter verloren. Die Forschungsfrage rundet die zentralen Sätze deiner Einleitung ab:

Diversity wird in einer globalisierten Welt ein immer wichtigerer Faktor für Unternehmen und damit auch für deren Führungskräfte. Insbesondere KMUs stehen vor der Herausforderung, die durch eine diverse Belegschaft vorhandenen Potentiale zu bündeln und als Ressource zu erschließen. Die vorliegende Arbeit will daher die Frage beantworten, wie es KMUs am besten gelingen kann, Diversity in ihre Mitarbeiterführung zu integrieren.

fiktives Beispiel

Der fett markierte Satz formuliert die Forschungsfrage und ersetzt dabei die bloße Nennung des Themas. Das Thema gesondert zu nennen, wird also durch die Forschungsfrage überflüssig. Umgekehrt gilt daher: Wenn du das Gefühl hast, dein Thema explizit benennen zu müssen, ist deine Forschungsfrage womöglich nicht konkret genug oder nicht ausreichend motiviert.

Die Einleitung endet mit einem kurzen Abriss des Verlaufs deiner Arbeit:

Zu diesem Zweck wird in Kapitel 2 zunächst… Kapitel 3 stellt die Methode vor, bevor in Kapitel 4… Die Arbeit schließt mit einem Fazit.

fiktives Beispiel

Wenn du Probleme hast, eine geeignete Forschungsfrage zu formulieren, findest du in diesem Artikel eine hilfreiche Anleitung: Die Fragestellung deiner Bachelorarbeit finden.

4. Der rote Faden

Wie von Zauberhand ergibt sich nun auch ein roter Faden: Nachdem du in der Einleitung zum Thema hingeführt, eine Problemlage beschrieben und eine Forschungsfrage aufgestellt hast, musst du im Hauptteil alles daran setzen, diese Frage zu beantworten.

Dafür müssen die Begriffe eindeutig definiert sein: Was ist unter Diversity zu verstehen? Was ist mit Mitarbeiterführung gemeint? Mit dieser Klärung der Begriffe beginnt der Hauptteil.

Erst danach kannst du dich mit der eigentlichen Beantwortung deiner Frage befassen. Zunächst gilt es, dir über die Methodik klar zu werden. Wirst du deine Antwort in der Literatur finden? Musst du empirisch arbeiten und Interviews durchführen? Wähle die Methodik, die dir am geeignetsten erscheint, um deine Forschungsfrage zu beantworten. Erst wenn du das getan hast, haust du wieder in die Tasten: Stelle deine Methodik vor, erläutere sie und motiviere sie.

Anschließend wirst du das tun, was deine Methodik von dir verlangt: Fragebögen vorstellen, auswerten und interpretieren oder die Klassiker der „Diversity“-Literatur auf Antworten zu deiner Forschungsfrage abklopfen, gegenteilige Meinungen einander gegenüberstellen und kritisch hinterfragen.

Im Idealfall folgt aus dieser Umsetzung deiner Methodik eine Antwort, die dich zum Schlussteil deiner Arbeit führt:

Die Auswertung der Literatur / der empirischen Erhebung hat ergeben, dass Führungskräfte in KMUs in Bezug auf Diversity eher zurückhaltend vorgehen sollten, da Mitarbeiter sich oftmals bevormundet fühlen und fürchten, auf ihre Herkunft reduziert zu werden, wenn Diversity seitens der Abteilungsleiter überbetont wird. Christensen (2014) hat dahingehend festgestellt, dass… Insgesamt ist daher festzustellen, dass Diversity in KMUs…

fiktives Beispiel

5. Fazit

Der Aufbau deiner Bachelorarbeit steht und fällt also mit deiner Fähigkeit, eine konkrete Forschungsfrage zu formulieren. Der Weg dahin führt über eine intensive initiale Auseinandersetzung mit deinem Thema, die es dir erlaubt, Leerstellen und Probleme innerhalb dieses Themas zu erkennen. Singers Argument ist fast 50 Jahre alt, ist es überhaupt noch aktuell? KMUs sind besonders auf ihre Belegschaft angewiesen, gleichzeitig werden diese immer diverser. Ist das ein Problem? Diese Problemlagen motivieren deine Forschungsfrage. Mit der Forschungsfrage beginnt dann deine kreative Eigenleistung: Wie kann ich diese Frage beantworten? Mitunter ist sogar die Frage selbst schon kreativ, weil du eine Lücke ausmachst, die zuvor niemand gesehen hat. Aber das darfst du dir auch für die Masterarbeit oder deine Dissertation aufheben.

Über die gewählte Methodik und deren Umsetzung gelangst du im Idealfall zu einer Antwort. Diese gibst du im Schlussteil deiner Arbeit. Das ist der ganze Trick: Frage stellen, alles tun um sie zu beantworten, Frage beantworten. Viel Erfolg!

Hast du einen Text geschrieben, der von einem wissenschaftlichen Lektorat profitieren könnte? Schicke ihn jetzt an kontakt@lektorat-bauer.de und erhalte ein kurzes Probelektorat samt unverbindlichem Angebot.
Deine Daten werden vertraulich behandelt.