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Allgemeine Schreibtipps Ein sehr guter Text

Einen Roman schreiben lernen?

Du willst deinen eigenen Roman schreiben? Dann bist du hier genau richtig: Ich zeige dir, wie du es lernen kannst!

Der erste eigene Roman – das ist für viele von uns ein großer Traum. Doch die Aufgabe kann überwaltigend sein. So viele Dinge, die man beachten muss und so viele leere, weiße Blätter. Dieser Guide gibt dir einen Überblick über die wichtigsten Punkte, die dir dabei helfen, das Schreiben eines Romans zu lernen. Denn lernen kann und muss man es.

1. Lies 5 Romane

Ich weiß, das klingt erstmal langweilig und so gar nicht nach dem, was du vorhast. Du willst doch selbst schreiben, nicht lesen! Aber leider Gottes stimmt es nunmal, dass nur derjenige schreiben kann, der auch liest bzw. viel gelesen hat.

Wenn deine letzte Lektüre einige Zeit her ist oder du generell nicht sonderlich viel auf dem Lesekonto stehen hast, dann ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, das zu ändern. Denn durch die Lektüre von 5 im besten Fall sehr unterschiedlichen Romanen (Genre, Länge, Epoche) wirst du quasi unterbewusst mit den Prinzipien des Storytellings vertraut gemacht: Wie beginnt man eine Geschichte, wie werden Figuren eingeführt, was sind gute Twists, was funktioniert nicht?

Versteh mich nicht falsch: Lesen allein macht aus dir keinen Autor. Aber es ist der erste Schritt auf dem Weg, einen eigenen Roman zu schreiben bzw. es zu lernen. Um ein guter Koch zu sein, muss man essen. Um eine gute Autorin zu sein, muss man lesen.

2. Schreib dir 5 Ideen auf

Nimm dir ein Blatt Papier und notiere 5 Ideen für deinen eigenen Roman. Du wirst merken, dass das gar nicht so einfach ist. Eine gute Idee kann sehr simpel gehalten sein, etwa in Form einer bloßen Prämisse: Was wäre, wenn wir Dinosaurier klonen könnten? (Jurassic Park). Sie kann aber auch komplexer sein und bereits Protagonist, auslösendes Ereignis, Ziel, Hindernis und Mittel enthalten (viele Begriffe, ich weiß). Eine solche Log Line ist die formvollendete Idee und eignet sich, um fremde Menschen in 30 Sekunden von deiner Romanidee zu begeistern.

Versuch es also mal: Wem passiert in deinem Roman was, und was will er deshalb wie erreichen? Und was ist das Problem, Hindernis oder gleich der Antagonist?

Schwierig, ich weiß. Aber ohne grundlegende Idee wird dein Schreibversuch ins Nichts führen. Denn der Mythos vom sogenannten „Pantser“, also von dem Typen, der einfach drauf los schreibt und am Ende eine grandiose Geschichte in den Händen hält, wird oft falsch verstanden. Diese Autoren fangen zwar einfach an zu schreiben, kommen aber trotzdem früher oder später an den Punkt, wo sie innehalten und das eigentliche Ziel und Handlungsgerüst ihres Romans festlegen. Sie kommen nur durch das Schreiben selbst zu einer Idee, die sie dann gezielt verfolgen, nicht durch Planungen im Vorfeld.

Wenn du diese fünf Ideen aufgeschrieben hast, lass sie liegen und schaue sie dir am nächsten Tag nochmal an. Überzeugt dich eine davon? Dann nimm sie dir zur Brust und mach dich ans Schreiben.

Vielleicht hast du auch längst eine Idee parat. Gut. Dennoch empfehle ich dir, dir fünf andere auszudenken. Erst dadurch bekommst du ein Gespür für ihre Stärken und Schwächen. Wenn du Probleme hast, auf genügend Ideen zu kommen, kannst du ein paar Übungen für kreatives Schreiben ausprobieren.

3. Erwarte nicht zu viel von dir

Dein erster fertiger Roman wird nichts besonderes sein. Das ist die harte Wahrheit. Dein erster in die Wand geschlagener Nagel war auch krumm, deine ersten selbstgekochten Nudeln waren labbrig und dein erster Kuss war eine Tauchfahrt ins Feuchtbiotop.

Dennoch gilt: Du kannst lernen, wie man einen Roman schreibt. Und das wirst du auch und gerade durch das Schreiben von Romanen tun. Also versucht nicht, perfekt zu sein oder jedenfalls nur so perfekt, wie du es gerade sein kannst.

Die meisten erfolgreichen Autoren haben ihre ersten Romane für die Schublade geschrieben. Nicht von Anfang an, nicht geplant, aber im Ergebnis. Das ist okay.

4. Schreibe Kurzgeschichten

Klar, wir träumen alle von dem einen großen Buch, das Epoche macht. Aber klein anzufangen, kann sich für diesen Traum als Vorteil herausstellen. Denn Kurzgeschichten zu schreiben, ermöglicht es dir vor allem, in kurzer Zeit fertige Texte zu produzieren. Diese kannst du dann analysieren oder dir Feedback einholen und so schnell lernen, was beim Schreiben funktioniert und was nicht.

Wenn dir nicht ganz klar ist, wie du das angehen sollst, hilft dir dieser Artikel weiter: Kurzgeschichten schreiben.

5. Lektoriere dich selbst

Um zu lernen, wie man einen Roman schreibt, ist es äußerst hilfreich, sich die eigenen Texte nach einer gewissen Zeit nochmal vorzuknöpfen und sich selbst zu lektorieren. Neben dem emotionalen Abstand, den du in der Zwischenzeit gewonnen hast, wirst du auch einiges dazugelernt haben – durchs Schreiben selbst oder durch die Lektüre von Schreibratgebern.

Such dir dabei ein oder zwei Techniken bzw. Fehler aus, die du in deinem Manuskript oder in deiner Kurzgeschichte anwenden oder tilgen willst. Etwa Infodumping oder klassische Fehler beim Dialoge schreiben. So lernst du an deinen eigenen Texten die Anwendung des Gelernten.

6. Lass deine Texte professionell lektorieren

Hier komme also ich ins Spiel 🙂 Spaß, aber ein gutes Lektorat sorgt für Quantensprünge im eigenen Schreiben. Ich merke das immer wieder selbst bei meinen Kunden. Sofern sie sich nicht vom ersten Lektorat entmutigen lassen (die Quintessenz lautet nahezu immer: du kannst was, aber das, das und das funktioniert noch nicht), ist der folgende Text bereits so viel besser als der erste.

Das liegt natürlich einerseits am fremden Augenpaar, das über deinen Roman wandert – ihm fallen andere Dinge auf und es steht von Anfang an in kritischer Distanz zum Text. Andererseits hat ein guter Lektor aber einfach so viel Erfahrung mit geschriebenen Texten und erkennt daher so viele Fehler, die dir selbst nie in den Sinn kämen, dass er dir buchstäblich die Augen öffnen kann. Wenn du mehr darüber erfahren willst, hier entlang: Lektorat deines Romans. Aber natürlich eignen sich auch Kurzgeschichten für ein Lektorat.

7. Finger weg von Schreibschulen

Schreibschulen sind a) extrem teuer und b) von zweifelhafter Qualität. Nun ist nicht jeder von uns Autodidakt und braucht daher etwas Anleitung und Vermittlung. Aber dafür gibt es die berühmten, wirklich guten Schreibratgeber (oder kleinere Artikel) und auf YouTube eine Fülle an guten, kostenlosen Videos über das Schreiben. Und wenn es ans Eingemachte geht, würde ich immer eine einzelne Person dafür bezahlen, sich Zeit zu nehmen, um nur deinen Roman zu begutachten und dir ein intensives Feedback zukommen zu lassen. Das ist dann das Lektorat.

8. Schau Filme und frage dich, wie sie erzählen

Das wird dir sicher gefallen: Endlich eine Ausrede für stundenlanges Netflixen. Aber im Ernst: Filme sind komprimierte Geschichten, die oftmals binnen weniger Minuten ein Universum, die Hauptfiguren und das Problem etablieren müssen.

Als visuelles Medium hat der Film dabei einige Vorteile. Er kann einfach eine zerstörte Stadt zeigen, das dauert zwei Sekunden. Du hingegen musst etliche Wörter aneinander reihen, um dasselbe zu erreichen.

Aber aufgrund ihrer visuellen Natur und ihrer Kürze sind Filme eben gezwungen, verdammt gut darin zu sein, effektiv und effizient zu erzählen. Als Autorin kannst du dir davon also einiges abgucken: Wie werden Figuren eingeführt? Was ist das auslösende Ereignis? In welcher Beziehung stehen Antagonist und Protagonist zueinander? Anstatt etliche Tage für einen Schmöker aufzuwenden, reichen dafür 2 Stunden.